Zwei Tage nach dem kräfteraubenden Sieg gegen Welschenrohr folgte gegen Schlusslicht Juventus Dulliken bereits das nächste Meisterschaftsspiel. Dieses stand unter ganz anderen Vorzeichen, als die vergangene Partie, da wir als Favorit aufs Feld gingen. Leider haben wir schon ein paar Mal bewiesen, dass uns diese Favoritenrolle nicht immer liegt, was sich über grosse Strecken des Spiels auch hier zeigen sollte.

Die Startphase der Partie lief zu unseren Gunsten. Die fehleranfällige Gästeabwehr liess uns ein ums andere Mal gewähren und lud uns teilweise regelrecht zu Topchancen ein. Eine dieser Chancen konnten wir in Person von Gypsi zum 1:0 nutzen. Leider liessen unsere Stürmer weitere Hochkaräter aus, so dass es kam, wie es kommen musste. Wir gewährten Juve mehr Freiräume und liessen ihnen ein paar Chancen zu, welche Aushilfstorwart Lucien vereitelte. Dies liess uns aber nicht aufhorchen und das Tempo ein wenig anziehen, im Gegenteil. Durch einen Standard und anschliessendem Kopfballtreffer glich Dulliken zum 1:1 aus, was auch gleich das Pausenresultat bedeutete. Das Spielgeschehen passte Spieler und Trainer gar nicht in den Kram. Konsterniert sassen wir in der Kabine und wussten, dass eine solche Leistung auch gegen den Tabellenletzten nicht reichen würde. In der Hoffnung, dass wir nach dem Seitenwechsel erneut eine Leistungssteigerung hervorrufen können, schritten wir wieder aufs Feld.

Die ersten paar Minuten liessen alle Anwesenden hoffen, dass wir unserer Favoritenrolle nun gerecht werden. Diese Hoffnung war aber nur von kurzer Dauer. Nach einem Treffer von Kayhan, der wegen Offside aberkannt wurde, liessen wir uns wieder in die alten Muster zurückfallen. Fehlende Laufbereitschaft und mangelnder Einsatzwille führte auch in Durchgang zwei dazu, dass der Gegner einige Torabschlüsse verbuchen konnte. Da wir den Schalter immer noch nicht umlegten und weiterhin Fehler produzierten, lagen wir auf einmal in Rückstand. Jetzt galt es Moral zu beweisen, um die Englische Woche doch noch erfolgreich abzuschliessen. Mit zunehmender Spieldauer liessen uns die Gegner mehr und mehr Freiräume, was in einer Situation zu einem Elfmeter führte. Trotz Dulliker Protesten trat Davide zum Strafstoss an und verwertete diesen mehr oder weniger souverän zum Ausgleich. So richtig Jubeln konnte er als Fan der Bianconeri natürlich nicht.

Was daraufhin folgte, war ein denkwürdiger Moment in der Geschichte des kantonalen Fussballs. Florian Zemp, Baujahr 1994 und seit 8 Jahren in der ersten Mannschaft, davon die meiste Zeit in der Abwehr gesetzt (einige Trainer sahen das anders und mussten die Segel streichen), traute sich ausnahmsweise mit in den Angriff. Vermutlich konnte er das Trauerspiel seiner Vorderleute nicht länger mit ansehen. Nach gefühlt 1’000 Einsätzen für das Fanionteam gelang ihm das Unvorhergesehene, einen Treffer ins gegnerische Tor, den er erst noch selber einleitete. Randnotiz: Sein Traumvolley gegen Riedholz knallte damals leider ins eigene Tor. Es gab kein Halten mehr, die Menge tobte. Einige Fans waren den Tränen nahe. Die lange Leidenszeit war vorbei. Nun haben sie alles gesehen. Sogar unser Masseur sprach im Anschluss offen über seinen Ruhestand. Ein nicht gerade als Läufer bekannter Spieler (namentlich der Autor), sprintete gar über das ganze Feld, um den Torschützen zu feiern. Zu lange musste er auf diesen Moment warten, an den niemand mehr zu glauben vermochte.

Zurück zum Spiel. Das Resultat war weiterhin offen und wir setzten alles daran, den Sack zu zumachen. Ein unnötiger Platzverweis des Gegners spielte uns dann noch in die Karten. Daraufhin konnten wir die Führung um zwei weitere Tore hochschrauben. Der bis dahin glücklose Kayhan durfte sich auch noch in die Torschützenliste eintragen lassen. Angeblich erneut nach Vorlage von Edin, welcher nach eigenen Aussagen bereits die beiden vorangegangenen Tore eingeleitet hat. Fast so erstaunlich wie das Tor von Zemp war das 5:2. Doppelback Gypsi nach weiterer Vorarbeit von Edin. Das hätte sich so niemand ausdenken können. Dieses durchaus hohe Resultat sollte nicht über unsere schlechte Leistung hinwegtäuschen. Zumal Juve noch einige Male im Abseits stand, oder aus guter Position nicht einnetzen konnte. Kurz vor Ende des Spiels wurde unserem Gegner noch ein Elfmeter zugesprochen. Diesen konnte Lucien zwar noch parieren, gegen den Nachschuss war er jedoch chancenlos. Eventuell hätte das Tor verhindert werden können, wenn ausser Luki noch wenigstens ein Spieler mehr nachgelaufen wäre. Eventuell.

Anschliessend pfiff der Schiedsrichter ab. Trotz schlechter Leistung nehmen wir die drei Punkte mit und können ein positives Fazit aus der Englischen Woche ziehen. 3 Spiele innert 5 Tagen und daraus stehen 7 Punkte zu Buche. Obwohl unser Trainer mit der Leistung gegen Dulliken ganz und gar nicht zufrieden war, muss auch er eingestehen, dass am Ende nur die Punkte zählen.

Lieber eine schlechte Leistung mit einem Sieg krönen, anstatt nach einer guten Leistung Punkte abgeben.