Keller gesperrt, Furrer in den Ferien und Bürgin mit erneutem Aufgebot für die Nationalmannschaft. Trainer Scherz war am Sonntag so gar nicht zu beneiden. Fehlte ihm doch seine komplette Abwehrreihe, für das immens wichtige Spiel gegen den Tabellennachbarn aus dem Kanton Bern. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als seinen Co-Autoren und aktuell an Position 38 gesetzten Innenverteidiger von Anfang an laufen (oder rollen) zu lassen. Ich entschuldige mich an dieser Stelle bei Frau Scherz. Wahrscheinlich musste sie in der Nacht auf Sonntag auf der Couch schlafen. In Hägendorf geht man davon aus, dass der Trainer im Vorfeld dieses Spiels immer und immer wieder schweissgebadet aufgewacht sein muss. In seinen Augen drohte die Partie, am Sonntagmorgen, zu einem Debakel zu werden und Gegentreffer im zweistelligen Bereich waren vorprogrammiert.

Pünktlich, zur Unzeit, um 10.00 Uhr pfiff der Schiedsrichter die «Torparty» an. Bürgin dürfte sich zu dieser Zeit noch im Koma, irgendwo in einem Hotelbett in Kopenhagen, befunden haben.

Zum Spiel gibt es einiges zu erzählen. Wie gewohnt Gutes und Schlechtes. 3. Minute Eckball Schalt, Kopfball Blenke, 1:0 für Hägendorf. Unsere Abwehr stand in den ersten Minuten wie eine Eins. Scherz traute seinen Augen nicht.

Nach 10. Minuten standen wir immer noch gut, jedoch kam unser Gegner zu einem Corner. Der Ball kam scharf auf den ersten Pfosten und unser «Bierkumpel» und Sturmtank Bovey lief mit voller Wucht in den Ball, Ausgleich. Was Scherz an der Seitenlinie machte, muss ich wohl nicht genauer ausführen. «Corner verhindern, zum Ball gehen, steigen» und plötzlich waren sie wieder präsent, die Worte unseres Trainers vor dem Spiel. Seit Jahren fangen wir gegen diese grossgewachsenen Mannen aus Wangen a. A., Gegentore nach Standards. Scherz hat uns gewarnt. Wir haben nicht hingehört, alles beim Alten also.

In der 23. Minute verbesserten wir unser Abwehrverhalten bei Eckbällen merklich. Klärten wir doch den ersten Ball. Jedoch nur bis vor den Strafraum. Haas lauerte, Weitschuss, Tor. Büttiker hatte keine Chance. Erstens war es ein «Sonntagsschuss» und zweitens wurde ihm die Sicht versperrt. «Sichert den Raum vor dem Strafraum, wegen den zweiten Bällen» und plötzlich waren sie wieder präsent, die Worte unseres Trainers vor dem Spiel. Scherz hat uns gewarnt. Wir haben nicht hingehört, alles beim Alten also.

Den Rest kürze ich ab, schliesslich gibt es von der zweiten Halbzeit noch genug zu berichten. Bis zur Pause blieb es ein intensives Spiel mit Halbchancen auf beiden Seiten. Randnotiz, der Wangner Bovey musste kurz vor der Pause mit einer Zerrung vom Platz. Der Mann wird wohl genauso regelmässig wegen Verletzungen ausgewechselt, wie er gegen uns trifft.

Die Pausenansprache kürze ich ebenfalls ab. Scherz war ruhig und motivierend. Für einmal nichts Spannendes.

26 Sekunden nach Wiederanpfiff, Schalt über aussen, Pass zur Mitte und Kugelblitz Lipari war zur Stelle. Ausgleich und Start nach Mass. 5 Minuten später, lief Schalt alleine aufs Tor. Er scheiterte jedoch kläglich am Torhüter. Ob es an seinem Unvermögen oder am Terminus-Besuch am Vorabend lag, lassen wir mal offen. Der vom Torhüter abgeprallte Ball fiel Kay in die Füsse, dieser dribbelte in den Strafraum und wurde umgespitzt. Penalty. Schalt verwertete cool. Wir führten wieder und hatten nach 50 Minuten «erst» 2 Gegentore kassiert. Scherz traute seinen Augen nicht.

In den nächsten 25 Minuten müssten wir den Sack zu machen. Kay lief einmal alleine aufs Tor, lockerer Aussenristschuss über den Torhüter, Pfosten. Wieso er nicht einfach den am Boden liegenden Torhüter umspielte bleibt sein Geheimnis. Dann hatten wir noch einen Angriff über aussen. Schalt passte in die Mitte, Kay rutschte in den Ball um ihn zu stoppen, stand auf und versenkte ihn. Das Tor wurde wegen Handspiel aberkannt (schwierig zu beurteilen). Noch ein Beispiel gefällig? Schöner Angriff über halbrechts (Foul von Wangen a. A. in der Aktion), Pass zur Mitte, Tor Kay. Aber man ahnt es, der Schiedsrichter klaute uns den Vorteil und das Tor zählte wieder nicht.

Natürlich hatte auch der Gegner seine Chancen. Als Autor habe ich aber die Hägendörfer Brille an und lasse diese gekonnt weg. Ausserdem hatten wir ja Büttiker im Tor und der mimte ab und zu den Schmeichel und hielt einfach alles.

Nach rund 65 Minuten kam beim Gegner mit Fäbu ein weiterer «Bierkumpel» aufs Feld. Der Auftrag war klar, es galt mit allen Mitteln zu verhindern, dass dieser ein Tor schoss (hatte doch Bovey bereits getroffen). Entsprechend oft lag dieser dann, in seinen ersten paar Minuten, wie eine Schildkröte auf dem Rücken. Im Anschluss gelang ihm wenig bis gar nichts.

Und dann kam es in der 75. Minute wieder einmal zu einem Corner. Tor. Mehr schreibe ich jetzt dazu nicht. Scherz hat uns gewarnt. Wir haben nicht hingehört, alles beim Alten also. Das Echo hallte entsprechend von der Seitenlinie auf den Platz. Scherz donnerte so laut, dass wohl auch Bürgin in Kopenhagen vor Schreck aus dem Bett gefallen war.

In der 86. Minute leistete sich dann der bis anhin gute Schiedsrichter einen Aussetzer. Wangen erkämpfte sich den Ball und spielte direkt in die Spitze. Dumm nur dass gleich zwei Wangner kilometerweise im Abseits standen. Sie standen derart im Offside, dass sie es sich leisten konnten den Ball schlecht mitzunehmen, ihn beinahe zu verstolpern und trotzdem noch trafen. Die drei FCH Abwehrraketen hatten trotz Vollsprint null Chancen die beiden enteilten Stürmer einzuholen. Torschütze war übrigens Richard.

Das Unheil drohte seinen Lauf zu nehmen. Mit letzten Kräften starteten wir einen Angriff über rechts und als die Flanke von aussen noch in der Luft war, kreuzte einer der Abwehrspieler Schalts Laufweg. Der Schiri zeigte folgerichtig auf den Punkt. Hervorragend gesehen muss man dazu sagen. Man soll ja auch mal loben.

Den Elfmeter verwertete Schalt sicher. Punkt, aus und vorbei. Wangen a. A und Hägendorf trennen sich unter dem Strich leistungsgerecht 4:4. Je nach Brille, die man aufsetzt, dürften beide Teams am Schluss von zwei verlorenen Punkten sprechen.

Fazit: Die 1. Mannschaft holt, zum zweiten Mal in Folge Punkte. Ein Novum in dieser Saison. Wir werten das als Anfang einer hoffentlich unaufhaltsamen Serie von Erfolgen. Ausserdem kann sich Scherz nun endlich sicher sein, Trainer eines ausgeglichenen knapp 25 Mann Kaders zu sein. Egal wer ausfällt, bei uns kann jeder (einigermassen) ersetzt werden. Haben wir doch trotz vieler Abwesenden einen Punkt ergattert. Auch die Prognose von mindestens 10 Gegentreffer war falsch – Differenz 6.

Ich war mir dessen übrigens immer bewusst. Es ist zu hoffen, dass unser Team nun in Zukunft nur noch ausgeglichen gute und nicht wie in der Vergangenheit ausgeglichen schlechte Spiele abliefert.