Da Zemp seine Aufgaben als Berichterstatter wohl zu Freuden von Trainer Scherz meisterte, durfte er auch an diesem Abend das Spiel von Beginn an in Reporter-Manier als Zuschauer verfolgen. Es wurde auch gemunkelt, er hätte seinen Platz in der ersten Elf bei der Hinfahrt nach Attiswil verspielt, da er den Platz vorne rechts als Beifahrer in Anspruch nahm und es so endlich schaffte, unseren Trainer auf die (Rück)Bank zu degradieren.

Bei perfekten Bedingungen nahmen wir unsere zweite Cup-Aufgabe in Attiswil in Angriff. Der ambitionierte Viertligist hat sich vor diesem Spiel viel vorgenommen, wollte er doch endlich einmal die zweite Cup-Runde überstehen, zumal der Cup seine eigenen Regeln besitzt. Dies zeigte sich schnell. Cup ist nicht Meisterschaft, dass dachten an diesem Tag wohl auch unsere Spieler. Denn endlich konnten wir in einem Pflichtspiel eine Leistung abrufen, welche an den guten Testspielen anknüpft. Ab der ersten Minute drückten wir dem Spiel unseren Stempel auf.

Die Einheimischen merkten schnell, dass es an diesem Abend schwierig werden sollte, etwas Zählbares mitzunehmen. Und so konnten wir bereits in der Startphase einige gute Aktionen herausspielen, welche aber vorerst ohne Torerfolg blieben. Obwohl wir sehr spiel- und lauffreudig auftraten, benötigten wir die Hilfe des Schiedsrichters, um in Führung gehen zu können. Bereits 30 Minuten waren gespielt, als bei einem unserer Angriffe ein Attiswiler Verteidiger im Sechzehner die Grätsche auspackte und der Schiedsrichter auf den Punkt zeigte. Ein harter Entscheid, den wir aber gerne annahmen. An dieser Stelle erinnere ich daran, dass General Scherz vor dem Spiel in der Kabine deutlich auferlegte, dass ihm egal sei, wer den nächsten Elfmeter schiessen würde. Ich gehe davon aus, dass es ihm egal war, da sowieso keiner seiner Schützlinge treffen sollte. Also entschied sich das Team für das kleinstmögliche Risiko. Oder gibt es wirklich einen Spieler auf dieser Welt, der drei (in Zahlen 3) Strafstösse hintereinander versemmeln würde? Ich denke nicht… Also lief Schalt an und brachte mit dieser Aktion unseren Trainer, aber auch unseren Neo-Präsidenten zum Schäumen. Er versenkte den Ball unten links und liess so seine Penalty-Kritiker verstummen. Wir erhofften uns, dass dieser Treffer zum Dosenöffner wird und wir umgehend nachlegen würden.

Doch dann passierte etwas Unvorhergesehenes. Attiswil schaffte es in unsere Hälfte. Dabei konnte unsere Nummer 4 und etatmässiger Berichterstatter einen Ball abfangen und diesen knapp vor dem Gegner klären. Dabei traf der etwas zu spät kommende Gegner eben diese Nummer 4 unten an den Stollen und ging gleich selber auf Grund der Schmerzen zu Boden. Dies irritierte den Schiedsrichter, welcher pfiff und sich für Freistoss Attiswil, rund 30 Meter vor dem Kasten, entschied. Der bis dahin inexistente Gegner liess sich nicht zweimal bitten. Ihre Nummer 20 bugsierte das Spielgerät mit der linken Klebe (unhaltbar?) an der Mauer vorbei in den Kasten. Quick-Nick war bei der Ballabgabe noch ein wenig mit Beni beschäftigt, der ihm angeblich die Sicht verdeckte. Wer denkt, dass dies der Beginn des Aufbäumens des Unterklassigen war, hat sich zum Glück geschnitten. Im Gegenteil, es war lediglich ein Schuss vor den Hägendörfer Bug und der Start in ein furioses Ende der ersten Hälfte. Wir benötigten lediglich 5 Minuten, um erneut durch Cuba-Dome aka. Chefkoch in Führung zu gehen. In Serge Gnabry Manier lief er nach seinem gekonnten Abschluss im Strafraum, am Ende eines schönen Angriffs über die linke Seite, zum Kochlöffel-Jubel an.

Zwei Minuten später spielten wir Beni rund 25 Meter vor dem Tor frei. Unser Assistenztrainer, etwa so bekannt für seine Distanzschüsse wie für seine Alkoholexzesse, zirkelte den Ball gewollt an den Rücken des Gegners und infolge der Richtungsänderung unhaltbar ins Tor. 3:1 und immer noch nicht Pause. Fast mit dem Pausentee geschah etwas Unglaubliches. Unser Torhüter Nick tauchte frei im Attiswiler Strafraum auf, nachdem Cuba Dom sich auf der rechten Seite durchtankankte und Coolman unfreiwillig den Ball passieren liess. Quick Nick liess sich natürlich nicht zweimal bitten und erzielte das nächste Tor. Sie denken, diese Geschichte ist wahr? Dann muss ich sie leider enttäuschen. Sie ist frei von unserem Schiedsrichter erfunden. Er hat sich wohl in der Nummer geirrt, denn der Torschütze war Miro Blenke (Nr. 16) mit seinem schwachen rechten Fuss und nicht unser Torwart (Nr. 18).

In der Pause war Trainer Scherz das erste Mal seit langem vollumfänglich zufrieden. Selten habe ich diesen Mann zwischen den beiden Hälften so strahlend gesehen. «Sensationell», um nur einer seiner Ausdrücke zu nennen. Er legte uns zudem nahe, die Leistung mit in den zweiten Durchgang zu nehmen. Gesagt getan. Cuba-Dome erhöhte das Score ein paar Minuten nach Wiederanpfiff, nach dem sich die Attiswiler vergeblich gegen die drohende Klatsche zu wehren versuchten. Allerspätestens mit diesem Treffer war die Sache gegessen, obwohl noch fast 40 Minuten Spielzeit übrig blieben. Neben Doppelpacker Dodo reihte sich ein weiterer Spieler, bzw. Assistenztrainer, zum zweiten Mal in der Torschützenliste ein. So stand es nach gut 65 Minuten bereits 6:1. Die verbleibenden 25 Minuten verliefen dann wie ein Trainingsspiel. Wir liessen den Ball zirkulieren und erspielten uns mehrere Chancen. Gleichzeitig schlichen sich aber auch ein paar kleine Fehler ein und wir vernachlässigten ein wenig die defensive Ordnung. Dies spielte aber an diesem Abend keine Rolle, zumal Langhaar-Gipsy seine bis dahin sehr gute Leistung mit einem Tor krönen konnte. Mannschaftsdienlich wie er ist, entschuldigte er sich sogar beim eingewechselten Sili Gonzalez dafür, dass er den Ball nicht abgespielt hat.

1:7 bedeutete gleichzeitig das Resultat am Ende eines endlich gelungenen Spiels unserer Truppe. Natürlich wären sogar noch ein paar Tore mehr möglich gewesen. Vor allem nennenswert zu erwähnen ist aber, dass unser Gegner, nebst dem direkt verwandelten Freistosstor und einer missratenen Flanke, keinen Ball auf das Tor bringen konnte. Gerne erinnere ich an dieser Stelle daran, dass wir auf dem selben Platz, gegen den selben Gegner, einen Cup-Fight über 120 Minuten inkl. Elfmeterschiessen erleben mussten, glücklicherweise mit dem besseren Ende für uns. Wer weiss, vielleicht schaffen wir im nächsten Jahr den Cup-Hattrick in Attiswil. Warum nicht?

PS: F. Zemp wollte trotz seiner Zuschauerrolle den Bericht nicht schreiben und führte lieber sein Statistikbuch fort, denn in den 7 Minuten, in denen er zum Einsatz kam, spielten wir zu Null. Ob es daran lag, dass das Spiel längst entschieden war und der Gegner an diesem Abend absolut keine Chance hatte, oder wirklich an seiner guten Leistung (die bringt er übrigens nur, wenn er die Nr. 4 neben sich hat), steht in den Sternen.